In meinem Beitrag “Wie überzeuge ich Unentschlossene, die AfD zu wählen” habe ich darauf hingewiesen, dass ein massiver Stimmenverlust der Union bei der Bundestagswahl, verbunden mit einem Erstarken der AfD, die konservativen Kräfte in der Union stärken und Merkels Position schwächen wird.
Auf das Eintreten dieses Effekts mussten wir nicht allzu lange warten. Die konservativen blasen zum Angriff. Dr. Thomas Jahn, 1. Sprecher des Konservativen Aufbruchs und
stellv. Bundessprecher der WerteUnion wendet sich in einem Rundschreiben, das PI-News vorliegt, an die CSU Mitglieder. In dem Schreiben heißt es:
“ Die Reaktion des CSU-Vorsitzenden auf die historische Wahlniederlage der CSU war leider sehr unbefriedigend. Wir glauben, dass die CSU bei den bevorstehenden Landtagswahlen nur bestehen kann, wenn sie unseren Wählern zeigt, dass sie aus der Niederlage gelernt hat. Die CSU war inhaltlich gut aufgestellt. Horst Seehofer erwies sich aber mit seinem Schlingerkurs in der Migrationskrise als nicht durchsetzungsstark. Ein Neuanfang muss nun die Umsetzung der CSU-Positionen in den Mittelpunkt stellen. Dazu hätte Horst Seehofer mindestens zwei Jahre Zeit gehabt. Nun ist es zu spät, um unseren Wählern glaubwürdig versichern zu können, dass die CSU jetzt liefert. Der Rücktritt von Horst Seehofer als Parteivorsitzender und Ministerpräsident ist daher unvermeidlich. Wir fordern Horst Seehofer auf, dem jetzt notwendigen Neuanfang nicht im Wege zu stehen.”
Das ist doch einmal ein klares Wort, da wird nicht rumgeeiert. Und Seehofer ist nicht der einzige, dessen Kopf gefordert wird. Weiter heißt es:
“Gemeinsam mit unseren Freunden von der CDU, in unserem bundesweiten Verbund, der WerteUnion fordern wir auch einen personellen Neuanfang in der CDU. Dazu gehört der Rücktritt des inkompetenten Generalsekretärs Peter Tauber und der beiden Minister Altmaier und von der Leyen.”
Und, man lese und staune, nicht einmal mehr die heilige Kuh ist mehr tabu. Denn weiter heißt es:
“Alexander Mitsch, der Bundessprecher der WerteUnion hatte bereits am Wahlabend eine personelle Trennung des CDU-Vorsitzes von dem Amt der Kanzlerin gefordert. Die CDU braucht nach über 17 Jahren endlich einen neuen Vorsitzenden, der die CDU wieder zu einer echten Volkspartei der Mitte macht und den verantwortungslosen Linkskurs sofort umkehrt, der für den Wahlerfolg der AfD verantwortlich war.”
So, der Anfang ist also gemacht, aber bei der Aufhebung des Artenschutzes für die heilige Kuh ist noch deutlich Luft nach oben. Seehofer, Tauber, Altmaier und von der Leyen waren sicherlich bedeutende Unions-Wahlbremsen. Aber die Wurzel allen Übels, die Hauptschuldige, diejenige, die Deutschland so viel Schaden zugefügt hat wie kein anderer Kanzler in der Geschichte der Bundesrepublik, ist immer noch Angela Merkel. Hier nur die Trennung von CDU-Vorsitz und dem Amt der Kanzlerin zu fordern, greift zu kurz. Der mächtige Kohl wurde wegen einer Parteispenden-Affäre abgesägt. Im Vergleich zu dem, was Merkel verbockt hat, erscheint Kohls Verfehlung von damals wie Falschparken.
Wird also jetzt die heilige Kuh geschlachtet? Ganz gewiss nicht! Die CDU braucht sicherlich nochmal was in die Fresse (wenn das der Gauland gesagt hätte!), bevor man die Merkel entsorgt. Selbstverständlich ist hier das tolerable “rückstandsfreie Entsorgen” von Gabriel und nicht das nicht das Nazi-sprech “Entsorgen” nach Anatolien von Gauland gemeint.